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Die US-Corvette liefert einen Sound wie vom anderen Stern
In Europa muss die brachiale Corvette C8 Z06 mit einem geänderten Endrohr-Layout auskommen. AUTO BILD SPORTSCARS will wissen, wie sich das Original fährt. Und, vor allem: anfühlt!
Bild: Hunter Madison
von
- Alexander Bernt
25. April 2023
Was tun, wenn in Deutschland Ende März noch Mistwetter herrscht, man seinen Lesern aber einen ersten Fahreindruck von der brandneuen
C8Z06 bieten will? Da trifft es sich gut, dass der Redaktionsleiter ohnehin gerade in der Nähe von Kentucky weilt.
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Schnell für einen exklusiven Fahrtermin bei
Corvettevorbeischauen und das Gefährt über die Teststrecke scheuchen? Die Gelegenheit lassen wir uns nicht entgehen. Das Zuhause von Amerikas Supersportler Nummer eins liegt nur eine gute Stunde nördlich von Nashville, da drängt sich ein kleiner Abstecher förmlich auf.
Urlaub in Nashville? Dann lohnt ein Abstecher ins Corvette-Werk
Das klingt nach Spaß – und beim Thema "klingen" sind wir auch gleich mitten im Geschehen, denn als Instruktor Greg Waldron den mittig im Heck platzierten
V8anwirft, reißen wir erst mal erstaunt die Augen auf. Wir waren ja schon reichlich beeindruckt, als wir die Euro-Z06 Ende 2022 erstmals in der Boxengasse des Lausitzrings hören durften, aber das hier toppt alles.
Erwacht der Flatplane-V8 aus dem Kalten spürt man die exakte Zündfolge im ganzen Brustkasten. Ganz ehrlich: Allein dafür, dass sie uns diesen Genuss vorenthalten, sollte man den EU-Akustikhütern links und rechts eine scheppern. Was wir bekommen, trägt "nur" eine Performance-Variante des Vierrohr-Auspuffs der Stingray – die ist hier optional für das Basismodell.
Die Z06 wurde unter der Hand schon vor Jahren als Rennversion C8 R vorgestellt
Die performantere Version macht derweil keinen Hehl aus ihrer Verwandtschaft zur Renn-Vette. Schließlich versprach Cheftester Oliver Gavin schon vor einem Jahr: So nah am Rennwagen war noch keine Corvette. Hatte er recht. Schließlich war es ebenjene C8 R, die über das Hintertürchen Langstrecke die Z06 schon Jahre zuvor vorgestellt hatte.
Der V8 mit flacher Kurbelwelle, dementsprechend ausgeprägter Drehfreude und (erstmals seit der ZR1 in den 90ern) vier obenliegenden Nockenwellen – das hat nichts, aber auch gar nicht mit dem 6,2-Liter-Pushrod in der Stingray zu tun. Der Sound: ein kreischiger Lustschrei, der erst bei 8600 Touren vom Begrenzer eingefangen wird. Jetzt aber rein in das feuerrote Monster.
Neben dem Pilot Sport 4 S gibt es optional einen ultrapappigen Semislick
Vorher noch mal Reifen checken: Michelin Pilot Sport 4 S lesen wir da – also nix mit den optionalen und ultraklebrigen Semislicks. Kein Problem, das holen wir mit dem längst geplanten Supertest in AUTO BILD SPORTSCARS nach. 275er vorn versprechen schon mal einiges in Sachen Vorderachsstabilität, denn gerade hier hatten wir bei der Stingray Grund zur Kritik.
Das Einlenkverhalten passt, doch sobald Bremsdruck vom Reifen weicht, schmiert die C8 dezent nach außen ab. Wir sind gespannt. Schon hin zur Boxenausfahrt wirkt die Z06 verspannter, staksiger als eine Stingray – und das meinen wir als fahrdynamisches Kompliment. Das erste Mal bei kalten Pneus durchbeschleunigen, schon muss das Sport-ESP regeln.
Trotz 345er-Reifen im Heck ringt die Z06 um Traktion
Trotz 345er-Walzen hinten: Die volle Kraft bündig mit dem Asphalt zu verschlupfen, wird eine heikle Aufgabe. Also erst mal Temperatur in die Fuhre bringen und die Strecke einprägen. Instruktor Waldron fährt mit einer Basis-Vette voraus, da haben wir mit 680 PS keine Mühe, dranzubleiben.
Nach zwei Runden ziehen wir das Tempo an, die Kurventempi werden höher, gerade in der bissigen Senke von Kurve 20 verbeißt sich der Reifen geradezu im Asphalt, lässt erst leicht abreißen, als wir ausgangs über eine Kuppe prügeln und der Vorderwagen leicht wird. Lastwechsel in den schnellen Wechselkurven? Vom Allerfeinsten und ohne Zucken im Hinterwagen. Bremsstabilität unter Lenkwinkel? Erstaunlich bis respekteinflößend. Besonders gut gefällt uns die instinktive Dosierbarkeit der Carbon-Keramik-Stopper, sobald diese in die Nähe ihres Temperaturfensters kommen.
Ab rund 4500 Touren brennt die Top-Vette ein zweites Feuerwerk ab
Der markanteste Unterschied zur Stingray ist jedoch die Leistungsentfaltung. Und zwar nicht mal deren reine Vehemenz – natürlich sind knapp 200 PS mehr spürbar –, sondern wie der 5,5-Liter seine Power über das Drehzahlband verteilt. Unten noch verhalten, zündet um die 4500 Touren gefühlt der Nachbrenner, prügelt die Z06 bis etwa 6500 mit einem irrwitzigen Durchzug voran – und bis zum Begrenzer sind es ja noch weitere 2100 U/min.
Der LT6 ist ein zivilisierter Rennmotor, trockensumpfgeschmiert, mit Titan-Innereien und nach einer grundlegenden Machart, die für die Corvette so revolutionär ist, wie das Mittelmotor-Layout selbst. Wer jetzt in Richtung
C4ZR1 deutet: Deren 5,7-Liter mit Vierventiltechnik und obenliegenden Nockenwellen wurde bei
Lotusin England entwickelt und nicht im Corvette-Werk gebaut. Das Triebwerk der Z06 ist sozusagen der erste moderne High-Performance-V8 aus eigenem Hause – und das macht ihn genauso besonders wie sein markerschütternder Sound.
Fazit
von
Im Vergleich zur Euro-Version ist die Z06 in US-Spezifikation ein völlig anderes Auto – zumindest akustisch. Die vier mittigen Rohre schreien jedes einzelne PS ungefiltert in die Umgebung hinaus. Fahrdynamisch ist schon mit dem Pilot Sport 4 S viel los, der Semislick wird da noch eine Schippe draufsetzen.
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